Obwohl die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Digitalisierung in fast allen Wirtschaftszweigen beschleunigen, gilt die Bau- und Immobilienbranche in Österreich auf diesem Gebiet noch immer als Schlusslicht. Schätzungen zufolge lässt sich die Produktivität durch die Digitalisierung um rund 20 bis 30 Prozent steigern . Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Branche an einem Strang ziehen. Vor allem die Bedürfnisse von KMU, die aufgrund der starken Fragmentierung der Branche oft nur in einem Abschnitt der Prozesskette operieren, haben nur selten die erforderliche Investitionsstärke, sich an Innovationsprozessen zu beteiligen. Dies zu ändern, hat sich die Innovationsplattform Digital Findet Stadt zur Aufgabe gemacht.
"Basis für die Digitalisierung der Immobilienbranche ist eine konsequente gewerksübergreifende Gestaltung aller Prozesse,“ so Karl Friedl, Vorstand IG Lebenszyklus Bau. „Mit dem Innovationslabor ist es erstmalig gelungen alle Branchenvertreter:innen von Planen , Errichten und Betreiben hinter diesem wichtigen Thema zu versammeln." Dem stimmte auch Peter Kovacs, Vorstand FMA Facility Management Austria, zu: „Die Verbindung der Kompetenzen von Planen, Bauen und Betreiben ist für die Facility Management Austria eine der wesentlichen Zielsetzungen im Rahmen des Innovationslabor Digital Findet Stadt.“
Die Gesellschafter von Digital Findet Stadt (vlnr): Peter Kovacs | Vorstand FMA Facility Management Austria; Karl Friedl | Vorstand IG Lebenszyklus Bau; Renate Scheidenberger | Geschäftsführerin SCA Smart Construction Austria; Andreas Gobiet | Präsident VZI Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe; Dr. Wolfgang Hribernik | Head of Center for Energy, AIT Austrian Institute of Technology
Dr. Wolfgang Hribernik, Head of Center for Energy, AIT Austrian Institute of Technology, erklärt, warum sich das AIT und speziell auch das AIT Center for Energy von Anfang an bei der Entwicklung des Innovationslabors engagiert hat: „Wir freuen uns, die Transformation der Baubranche aus Sicht der Forschung weiter voranzutreiben. Unsere Expert:innen bringen das Know-how und langjährige Erfahrung aus den Bereichen thermischer und elektrischer Energiesysteme, Photovoltaik, Elektromobilität, Wärmepumpen und urbaner Transformationsstrategien in den Innovationsprozess ein. Zukünftig werden in der Planung auch Schlüsseltechnologien wie Augmented Reality (AR) sowie künstliche Intelligenz eine größere Rolle spielen und in den Innovationsprozess einfließen."
Diese Innovationen auf die Baustelle zu bringen, ist Ziel der SCA Smart Construction Austria, so Geschäftsführerin Renate Scheidenberger: „Es ist uns wichtig, dass Forschungsergebnisse auf die Baustelle gebracht werden und sichtbare, messbare Effekte erzielt werden, aber dass es auch Raum gibt, die Baubranche und Arbeitsweisen neu zu denken. Letztlich geht die Digitalisierung mit einem Kulturwandel einher, der alle Bereiche des Bauens betrifft und wo es den Mut und das Engagement aller Beteiligten braucht – branchen-, firmen-, prozessübergreifend. Projekte, an denen wir arbeiten möchten, stehen in Zusammenhang mit Baustellenlogistik und BIM für Kalkulation und Abrechnung – Themen die die ausführenden Firmen im gesamten Baulebenszyklus stärken und gut einbinden.“
Auch Andreas Gobiet, Präsident des VZI Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe, blickt in die Zukunft: "Unser erklärtes Ziel ist, dass wir in zehn Jahren Gebäude drucken können. Wir wollen sowohl den Prozess der Planung, als auch das Projektmanagement digitalisieren – und die Umsetzung. Auch das Problem des Fachkräftemangels in der Bauwirtschaft könnte durch eine schnelle Digitalisierung aufgefangen werden."